Kranke Haut beeinflusst enorm die Lebensqualität

„Proaktiv cremen“ als Basistherapie lautet die Empfehlung – gerade bei Diabetes

MAINZ.  Fast ein Drittel der Menschen mit Diabetes entwickelt Hauterkrankungen oder -veränderungen, nicht selten bereits vor der Diagnosestellung. Was kann helfen?

Aleksej – stock.adobe.com

Sie sind nicht nur in Ihrer Lotsenfunktion, sondern auch als Therapeuten gefragt, wenn es um Hauterkrankungen geht“, betonte Professor Dr. Petra Staubach-Renz, Oberärztin der Hautklinik am Universitätsklinikum Mainz. „Wenn die Grunderkrankung gut eingestellt ist, kommt es erst gar nicht zu diesen Hautveränderungen oder sie sind regredient.“ Zu den heterogenen Ursachen gesellen sich pathologische Veränderungen wie Angiopathien und Neuropathien, außerdem Nebenwirkungen der Diabetestherapie.

Reduzierte Hautbarriere lässt Erregern leichtes Spiel
Bei Diabetes besteht ein trockenes Hautmilieu, häufig begleitet von Pruritus. Daher sei die tägliche Behandlung mit Basistherapeutika für die Pflege der Haut unabdingbar. „Wir nennen das nicht mehr Basispflege, sondern Basistherapie, um den Stellenwert zu erhöhen!“ Die Dermatologin erklärte, dass man bei extremer Hauttrockenheit (Xerosis cutis) meist keine große Hautveränderung sehe, außer vielleicht einer silbernen Schuppung oder Lichenifikation. Basistherapeutika sollten aus Kombinationen von rückfeuchtenden und rückfettenden sowie filmbildenden Inhaltsstoffen bestehen, bei Bedarf ergänzt durch Antipruriginosa oder beruhigende Ingredienzien. Als Faustregel könne gelten: Je trockener die Haut, desto lipidhaltiger die Hautpflege. Allerdings gelten reine Öle als kontraproduktiv. Entzündete Hautstellen bräuchten weniger Fett, dafür mehr Feuchtigkeit und ggf. zinkhaltige Präparate.

Besonders gut kontrolliert werden sollten belastete Hautstellen, insbesondere Hyperkeratosen im Fußbereich. Präventiv eignen sich Basistherapeutika mit 10- bis 30 %igem Harnstoff (Urea) oder 5- bis 10 %iger Salizylsäure zum täglichen, sanften Abschilfern von Hyperkeratosen, um Rhagaden oder Fissuren zu vermeiden, die zu Superinfektionen führen können. Durch die gestörte Hautbarriere, ein geschwächtes Immunsystem und erhöhte Glukosekonzentrationen in der Epidermis leide sogar jeder zweite Mensch mit Diabetes an Haut­infektionen (Mykosen, bakterielle Infektionen, virale Erkrankungen wie Warzen und Herpes-Formen) und ein Viertel zeige klinische Zeichen einer Candidose. Mischinfektionen seien häufig. Bei bakteriellen Infektionen gelten topische Antibiotika nach Angabe der Dermatologin aufgrund der häufigen Rezidive und der damit einhergehenden Entwicklung von multiresistenten Keimen als obsolet.

Ein Zehntel aller Menschen mit Diabetes hat laut Prof. Staubach-Renz eine diabetische Dermopathie: Vorwiegend an den Streckseiten der Unterschenkel zeigen sich bräunliche bis rötliche, teils runde Areale; ursächlich dafür sind diabetische Mikroangiopathie und/oder Mikrotraumata. Bei schlecht eingestelltem Diabetes typisch sei eine Necrobiosis lipoidica. Ebenso wie bei Triglyzeridämien können eruptive Xanthome auftreten, nach langer Diabetesdauer auch eine diabetische Blasenbildung. Viele ältere Männer mit Typ-2-Dia-betes entwickeln Sklerödeme an Nacken und Hals. Als bislang unterdiagnostiziert gelte Acne inversa, die ähnlich wie die Psoriasis vulgaris aufgrund einer systemischen Inflammation häufig mit Adipositas, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und anderen Begleiterkrankungen assoziiert ist.

Dr. Karin Kreuel