Diabeteseinstellung in der Pflege noch verbesserungswürdig

Durch DDG-Projektförderung unterstützte Studie offenbart schlechtere Blutzuckerparameter

Berlin. Eine Registerstudie verdeut­licht, wie verbreitet Diabetes bei Pflegebedürftigen ist – und wie schlecht es um deren Stoffwechsellage bestellt ist.

 

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Etwa 30 % aller Menschen, die in Pflegeeinrichtungen betreut werden, haben Diabetes. Ihr Anteil liegt damit deutlich höher als in der gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung. Dies geht aus einer Studie auf Basis von Daten aus dem Register der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) hervor, die durch die DDG-Projektförderung und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) Unterstützung erhielt. Insgesamt wurden über 500 000 Datensätze analysiert.

Die Ergebnisse geben zu denken: So sind Begleit- und Folgeerkrankungen (Demenz, Depression, Herzinsuffizienz, Schlaganfall, diabetisches Fußsyndrom und Amputationen) bei pflegebedürftigen Menschen mit Diabetes deutlich weiter verbreitet als bei Diabetespatienten ohne Pflegebedarf. Trotz durchschnittlich höherer HbA1c- und Nüchternblutzuckerwerte kommt es bei ihnen öfter zu Hypoglykämien und auch diabetischen Ketoazidosen, die wiederum die Progression geriatrischer Syndrome begünstigen.

Die meisten Pflegepatienten mit Dia­betes werden hausärztlich betreut, die Mitbehandlung durch Diabetologen ist selten. Moderne Antidiabetika kommen seltener zum Einsatz als außerhalb von Pflegeeinrichtungen, dafür wird häufiger Insulin verordnet.

Die Auswertung der Daten zeigt zudem, dass der Typ-1-Diabetes mit einem Anteil von 15 % unter den Pflegepatienten durchaus eine relevante Rolle spielt. Allerdings scheint das Pflegepersonal hierauf nicht zuverlässig vorbereitet zu sein: So sind die Unterschiede zwischen den Dia­betestypen nur unzureichend bekannt, auch mit einer Insulinpumpentherapie sind Pflegekräfte nur selten vertraut.

Angesichts dieser Versorgungsdefizite plädieren die Studienautoren für mehr diabetesspezifische Qualifikationen und bessere Arbeitsbedingungen beim Personal in Pflegeeinrichtungen.

Antje Thiel

Hodeck K et al. Diabetologie 2020; 15: 1-8; doi: 10.1055/a-1207-9645