Quelle für Trends und Vergleiche

DPV-Register liefert kontinuierlich Fakten zur Versorgung von Minderjährigen mit Diabetes

Berlin. Seit 1995 gibt es das DPV-Register für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Diabetes. Es liefert eine standardisierte Dokumentation von Behandlungen und Zahlen über lange Zeiträume. Daraus sind bereits über 300 Unter­suchungen und Publikationen hervorgegangen – aktuell auch zu COVID-19-Auswirkungen.

shutterstock_Sashkin

Welche Fragen sich mithilfe der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) beantworten lassen, zeigt Professor Dr. Reinhard Holl anhand von Beispielen auf. Er ist Vorsitzender der AG Diabetologie Baden-Württemberg und Leiter der Arbeitsgruppe Computergestütztes Qualitätsmanagement in der Medizin im epidemiologischen Institut der Universität Ulm.

Seit etwa dem Jahr 2000 wird hierzulande die Insulinpumpe bei Kindern häufiger eingesetzt. Mittlerweile haben über 60 % der Patienten eine; bei den unter Fünfjährigen sind es sogar über 90 %. Mädchen erhalten häufiger eine Pumpe als Jungen. Bei Patienten mit Migrationshintergrund besteht noch Aufholbedarf, stellt Prof. Holl mit Blick ins Register fest. Belegt ist: Die Behandlungsergebnisse von Patienten mit Insulinpumpe und kontinuierlicher Glukosemessung haben sich unter realen Versorgungsbedingungen verbessert.

Etwa 1000 schwer adipöse Jugendliche mit Typ-2-Diabetes
Über die letzten 20 Jahre wurde auch die Stoffwechseleinstellung für alle Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes in Deutschland besser: Die HbA1c-Werte sind ebenso gesunken wie die Zahl der Hypoglyk­ämien. Allerdings schwankt unter den 16 Bundesländern z.B. die Stoffwechseleinstellung bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes zwischen 7,5 % und 8,4 %.

Es wurde auch nicht alles besser: Die Zahl der schweren Stoffwechselentgleisungen mit diabetischer Ketoazidose hat nicht abgenommen. Und bei schätzungsweise knapp 1000 schwer adipösen Jugendlichen wird inzwischen Typ-2-Diabetes diagnostiziert. 30 % haben einen Migrationshintergrund. Zu fast 70 % sind Mädchen betroffen.

Eine Registerauswertung zu den Auswirkungen der Coronapandemie auf Kinder mit Typ-1-Diabetes zeigt: Die Zahl der Erkrankungen nahm in Deutschland während der Lockdownphase Mitte März bis Mitte Mai nicht zu. Die Zahl der diabetischer Ketoazidosen bei Kindern, die während des Lockdowns an Diabetes erkrankten, wuchs jedoch um 85 %. „Wir erklären das mit weniger Arztkontakten oder auch Angst der Familie vor Ansteckung bei Vorstellung in einer Notaufnahme, also quasi als Nebenwirkung der Schutzmaßnahmen“, so Prof. Holl.

Michael Reischmann

Online-Pressekonferenz der DDG