Neuer Blick auf Entzündungen

Wie sich Inflammationsmarker zwischen Diabetes-Subgruppen unterscheiden

Düsseldorf.  Im Zusammenspiel zwischen Entzündungsbotenstoffen, Diabetesverlauf und Folgekomplikationen sind noch viele Fragen offen. Forschende des Deutschen Diabetes Zentrums analysierten nun, inwiefern Diabetes-Subtypen mit dem Vorkommen von Entzündungsfaktoren korrelieren.

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Die Diabetes-Subgruppen SAID, SIDD, SIRD, MOD und MARD (s. Kasten) unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich Alter, Stoffwechsel­eigenschaften und dem Auftreten dia­betesbedingter Folgekrankheiten. In den fünf Personenclustern fanden Forschende des Deutschen Diabetes Zentrums, einem Partner des DZD, unterschiedlich hohe Level an Entzündungsmarkern.

Im Blutserum von mehr als 400 Teilnehmenden der Deutschen Diabetes Studie mit kürzlich diagnostiziertem Diabetes bestimmte eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. Christian Herder die Blutspiegel von 74 entsprechenden Biomarkern.

Entzündungslevel korrelierte mit hoher Insulinresistenz
Bei Betrachtung der absoluten Werte ergab sich für 23 der getesteten Marker ein Unterschied zwischen den Clustern. Die höchsten Konzentrationen an Entzündungen lagen in der Subgruppe SIRD vor, die durch eine starke Insulinresistenz gekennzeichnet ist. Die niedrigsten Spiegel fanden die Forschenden im Cluster SIDD, der sich v.a. durch Insulinmangel auszeichnet.

„Dieser Zusammenhang zwischen hohen Werten von Entzündungsmarkern und ausgeprägter Insulinresistenz deutet auf einen besonderen Beitrag von Entzündungsprozessen in der SIRD-Untergruppe hin“, kommentierte Prof. Herder und fügte hinzu: „Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir aus diesen Erkenntnissen eine konkrete Empfehlung für die Diabetestherapie ableiten können, aber die Ergebnisse sind für Diabeteskomplikationen und ihr Verständnis äußerst relevant.“

Um mehr über die Ursachen der verschiedenen Entzündungsniveaus herauszufinden, untersuchten die Forschenden, wie die einzelnen Faktoren mit den sechs im Kasten aufgelisteten Variablen korrelierten, anhand derer die Clustereinteilung in die Subgruppen erfolgt. Alle 23 Biomarker, deren Spiegel sich zwischen den Gruppen unterschieden, korrelierten mit mindestens einer der Clustervariablen. Nach einer mathematischen Korrektur blieben drei Marker übrig (IL-6, CASP-8 und EN-RAGE), deren Level auch unabhängig von den Clustervariablen in der SIDD-Gruppe signifikant verringert waren.

Über die kausalen Zusammenhänge zwischen den Blutprofilen einzelner Entzündungsfaktoren und bestimmte Diabetesfolgeschäden sei noch wenig bekannt, so Prof. Herder. Zukünftige Studien müssten untersuchen, inwieweit die Entzündungsmarkerlevel die verschiedenen Risiken für Komplikationen in den Diabetes-Subgruppen erklären können.

Dr. Moyo Grebbin

Herder C et al. Diabetes 2021; 70: 1-11; doi: 10.2337/db20-1054.

Die Gruppierungsvariablen

Diabetespatienten können in fünf Cluster mit unterschiedlichem Verlauf eingeteilt werden: Der schwere Autoimmun-Diabetes (SAID), der schwere Insulinmangel-Diabetes (SIDD), der schwere insulinresistente Dia­betes (SIRD), der moderate adipositasbedingte Diabetes (MOD) sowie der moderate altersbedingte Diabetes (MARD). Die Gruppierung erfolgt anhand folgender sechs Parameter:

  • Alter bei der Diagnosestellung
  • Body Mass Index
  • HbA1c
  • HOMA2 Schätzwerte für die Betazellfunktion (HOMA2-B und HOMA2-IR)
  • Insulinresistenz
  • GAD-Antikörper

Ahlqvist E et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2018; 6: 361-369; doi: 10.1016/S2213-8587(18)30051-2