Siegerbeiträge beleuchten die Situation von Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie
Wann gelten Menschen mit Diabetes als Corona-Risikopatientinnen und -patienten? Welche Auswirkungen hat das Virus auf die Betroffenen? Wie ist es während der Corona-Pandemie um ihre Versorgung bestellt? Was läuft gut – wo gibt es Mängel und Verbesserungsbedarf? Diese und ähnliche Fragen standen im Fokus der zahlreichen Medieneinreichungen der diesjährigen Medienpreise der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die DDG hat zum achten Mal ihre Medienpreise für herausragende journalistische Beiträge zum Thema Diabetes mellitus vergeben. Die Jury wählte aus 33 sehr qualifizierten Einreichungen vier Preisträgerinnen und Preisträger aus. In der Kategorie Fernsehen wird Bastian Niemeier für ein Youtube-Video geehrt, in der Kategorie Print Antje Harders (Focus-Gesundheit) und in der Kategorie Hörfunk David Beck (SWR). Die Auszeichnung in der Kategorie Online erhält Peter Glück (Podcast „Klartext Corona“ der Apotheken Umschau). Die DDG Medienpreise werden am heutigen Freitag, den 5. November 2021 im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der 15. Diabetes Herbsttagung in Wiesbaden überreicht. Die Tagung findet in diesem Jahr im Schulterschluss mit der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) vom 5. bis 6. November als Hybrid-Veranstaltung – in Wiesbaden sowie online – statt.
Mit dem diesjährigen Thema der Preisausschreibung „Diabetes in Corona-Zeiten: Risiken und Versorgungslage für chronisch Kranke in der Pandemie“ wollte die Fachgesellschaft auf die besonderen Auswirkungen der Corona-Krise für Menschen mit Diabetes aufmerksam machen. Die Corona-Krise stellt Menschen mit Diabetes vor Herausforderungen: Patientinnen und Patienten mit einem schlecht eingestellten Blutzuckerspiegel oder mit diabetesbedingten Begleit- und Folgeerkrankungen haben beispielsweise ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf. Zudem wurden wichtige Vorsorge- und Behandlungstermine gerade in der ersten Pandemiewelle oft nicht ausreichend wahrgenommen. Das lag zum einen an Umstellungen in der klinischen Versorgung zugunsten infektiologischer Maßnahmen und zum anderen fürchteten sich viele Menschen mit Diabetes davor, sich bei solchen Terminen mit dem Corona-Virus infizieren zu können. Auch digitale oder telemedizinische Versorgungsangebote hätten die „Versorgungslücke“ nicht komplett schließen können. Zudem hat die Corona-Krise bei vielen Menschen mit Diabetes durch die Kombination aus Homeoffice und wegfallenden, regelmäßigen Sportangeboten Bewegungsmangel, eine Gewichtszunahme und damit auch eine instabilere Stoffwechsellage mit sich gebracht. „Mit den Medienpreisen wollen wir Journalistinnen und Journalisten ermuntern, sich intensiv mit diesen aktuellen Entwicklungen der Volkskrankheit zu beschäftigen“, so Gallwitz, der auch Vorsitzender der fünfköpfigen Jury der DDG Medienpreise 2021 ist. „Durch die gut recherchierten journalistischen Beiträge werden sowohl Betroffene als auch ihr Umfeld umfassend über die besonderen Herausforderungen für Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie informiert“, so der DDG Experte.
Kategorie Fernsehen
„Sollten Diabetiker sich gegen Covid-19 impfen lassen?“ – So lautet der Titel des diesjährigen prämierten Youtube-Videos von Bastian Niemeier, der eine Frage in den Fokus rückt, die – gerade zu Beginn des Impfangebots – viele Menschen mit Diabetes beschäftigt hat. Bastian Niemeier, der selbst an Diabetes Typ 1 erkrankt ist, gibt in seinem Video in einem sehr ratgeberorientierten Frage-Antwort-Schema Auskunft zu zahlreichen Fragen, etwa ob Diabetespatientinnen und -patienten eine erhöhte Impfpriorität haben, welche Risiken bestehen und wie Menschen mit Typ-1-Diabetes die Impfung vertragen haben. „Bei dem Video handelt es sich um einen informativen, gut recherchierten und ansprechend dargebotenen Beitrag zum Thema Corona-Impfung und Diabetes“, so das Urteil der Jury.
Kategorie Print
Um „die Krise als Chance“ geht es im gleichnamigen Artikel von Antje Harders, der in Focus-Gesundheit erschienen ist. In ihrem Beitrag stellt die Autorin Menschen mit Diabetes in den Fokus, die – dank Digitalisierung und neuer Therapieoptionen – gestärkt aus der Corona-Krise hervorgegangen sind. „Am Beispiel zahlreicher Protagonistinnen und Protagonisten zeigt die Autorin auf, wie Menschen mit Diabetes ihrer Erkrankung gerade in der Corona-Pandemie begegnet sind“, erklärt Gallwitz. So führte beispielsweise der ehemalige Spitzenkoch Erik Gehl lange ein „Leben im Hamsterrad des Sich-selbst-Übertreffens“, bis zahlreiche Entzündungen im Körper, hohe Blutzuckerwerte und letztlich eine Diabetesdiagnose dem Ganzen ein Ende bereiteten. Das gab ihm mitten in der Corona-Pandemie den Anstoß, sein Leben zu ändern: Nun kontrolliert er seine Blutzuckerwerte mit einem CGM-Gerät – einem modernen digitalen System zur Glukosemessung. Zudem verzichtet er weitgehend auf Kohlenhydrate – und hilft heute als Transformationstherapeut anderen Menschen dabei, ihr Leben zu ändern. „Der Artikel ist journalistisch sehr gut aufbereitet. Zudem kommen einige Betroffene sowie zahlreiche Expertinnen und Experten zu Wort. Der gesellschaftliche Zusammenhang ist sehr gut herausgearbeitet und der Beitrag hat einen hohen Neuigkeitswert“, lautet das Urteil der Jury.
Kategorie Hörfunk
Den Preis in der Kategorie Hörfunk erhält David Beck für seinen SWR-Beitrag „Kann das Coronavirus Diabetes Typ 1 auslösen?“. Am Beispiel eines jungen Mannes, der am Coronavirus erkrankt war, berichtet der Beitrag davon, wie infolge der Infektionskrankheit ein Typ-1-Diabetes entstehen kann. „Der Beitrag ist sehr gut recherchiert und journalistisch gut aufbereitet. Er legt zahlreiche medizinische Zusammenhänge und Erkenntnisse aus wichtigen Studien in einer anschaulichen Art und Weise dar“, so das Urteil der Jury.
Kategorie Online
Menschen mit Diabetes gehören zur Corona-Risikogruppe – das ist seit Langem bekannt, doch viele Fragen sind damit noch ungeklärt, etwa ob das für alle Diabetesformen gilt, was Studienerkenntnisse zu dem Thema sagen und worauf Betroffene besonders achten sollten, um sich möglichst gut vor einer Infektion zu schützen. Antworten auf diese Fragen gibt der Podcast „Klartext Corona: Worauf müssen Diabetes-Erkrankte besonders achten? Ein Update“ von Peter Glück, der in diesem Jahr in der Kategorie Online mit dem DDG Medienpreis ausgezeichnet wird. „Der Podcast ist sehr ratgeberorientiert und legt komplexe medizinische Zusammenhänge so dar, dass sie auch für Laien sehr gut verständlich sind“, betont Gallwitz. „Anhand von aktuellen Zahlen und Studienerkenntnissen werden zentrale Fragen zum Thema Diabetes und Corona sehr umfassend beantwortet.“
„Mit den Medienpreisen möchten wir die wichtige Arbeit von Journalistinnen und Journalisten honorieren und die Öffentlichkeit sowie die Politik für die Herausforderungen eines Diabetes sensibilisieren“, betont DDG Geschäftsführerin Barbara Bitzer. „Wir freuen uns daher sehr, dass sich der DDG Medienpreis inzwischen in der Medienwelt etabliert hat und uns jedes Jahr zahlreiche qualifizierte Einreichungen erreichen.“
Die Links zu den Beiträgen finden sich auf der Website der DDG: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/pressebereich/medienpreis
Die DDG Medienpreise werden auch 2022 ausgeschrieben. Nähere Informationen werden Ende dieses Jahres auf der Website der Deutschen Diabetes Gesellschaft bekannt gegeben.
Nähere Informationen zur Herbsttagung der DDG und der DAG stehen unter https://www.herbsttagung-ddg.de/ zur Verfügung.
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Kurzbiografien der Preisträgerinnen und Preisträger der DDG Medienpreise 2021:
Kategorie Fernsehen:
Bastian Niemeier ist Filmemacher und Blogger. Er hat selbst Diabetes Typ 1 und lebt im ostwestfälischen Herford. Während seiner Schulzeit entdeckte der 20-Jährige seine Leidenschaft fürs Videodrehen. 2019 hat er sich selbstständig gemacht und realisiert seitdem Videoproduktionen für verschiedene Kunden. Zudem betreibt er einen Diabetes-Youtube-Kanal – und erstellte beispielsweise auch den Kurzfilm „Diagnose D“, für den er bereits 2017 mit dem Medienpreis der DDG ausgezeichnet wurde.
Kategorie Print:
Antje Harders, geboren 1978, studierte Angewandte Kulturwissenschaften, war Reporterin beim Hamburger Abendblatt und der Deutschen Presse-Agentur und berichtete als regelmäßige Autorin für den Spiegel/Spiegel Online aus dem In- und Ausland. Nach Stationen bei der Bunten und der SZ Scala, einer Corporate Publishing-Agentur der Süddeutschen Zeitung, kam sie schließlich zu Focus-Diabetes und dann zu Focus-Gesundheit, wo sie aktuell als Redakteurin tätig ist.
Kategorie Hörfunk:
David Beck ist Diplom-Biologie und lebt in Baden-Baden. Nach einer fünfjährigen Station bei der Constantin Entertainment GmbH, einem der größten deutschen TV-Produktionsunternehmen, kam er 2018 zum SWR. Seit 2020 ist er dort für die Hörfunksendung „SWR Wissen aktuell“ tätig.
Kategorie Online:
Peter Glück, geboren 1975, ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule und war zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn zunächst bei verschiedenen privaten Radiosendern tätig, unter anderem bei Radio Hamburg. Anschließend arbeitete er als Redakteur und Sprecher beim Hessischen Rundfunk. Von 2007 bis 2019 war er Redakteur und Moderator beim Bayerischen Rundfunk. Seit 2019 arbeitet er als Managing Editor Audio beim Wort & Bild Verlag. In dieser Funktion baute er eine Podcast-Redaktion und -Produktion für die Apotheken Umschau auf.
Mitglieder der Jury:
- Prof. Dr. med. Baptist Gallwitz, Stellvertretender Direktor, Medizinische Klinik IV, Eberhard Karls Universität Tübingen, Mediensprecher der DDG
- Vera Cordes, freie Medizinjournalistin und Moderatorin des Gesundheitsmagazins Visite, NDR Fernsehen
- Dr. med. Martina Lenzen-Schulte, Redakteurin beim Deutschen Ärzteblatt
- Jochen Niehaus, Chefredakteur Focus-Diabetes und Focus-Gesundheit
- Volkart Wildermuth, freier Hörfunkjournalist unter anderem für den Deutschlandfunk