„Ein Großteil an Typ-2-Diabetes-Erkrankungen wäre vermeidbar, wenn es gelänge, eine Umgebung zu schaffen, in der sich Menschen besser ernähren und weniger übergewichtig sind,“ sagt Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Präsident der DDG. Ein Schritt in diese Richtung könnte eine Lebensmittelkennzeichnung mit dem Nutri-Score sein: Für jedes Lebensmittel werden aus eher günstigen Inhaltsstoffen wie Obst, Gemüse und Ballaststoffen und eher ungünstigen Inhaltsstoffen wie Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren ein Gesamtpunktwert ermittelt, der so genannte „Score“. „Je nachdem, wie dieser Wert ausfällt, wird das Produkt auf der Vorderseite der Verpackung gut sichtbar mit einem Buchstaben und einer von fünf Farben gekennzeichnet“, erklärt der DDG Präsident. Anders als beim bisherigen Kleingedruckten auf der Rückseite könnten mit dem Nutri-Score jeder Mensch unabhängig von Sprachkenntnissen und Bildungsstand den Unterschied zwischen dem dunkelgrünen A – für sehr günstige Lebensmittel – und dem roten E – für sehr ungünstige Nahrungsmittel – erkennen.
„Doch die dazu notwendigen Maßnahmen muss die Politik jetzt durchsetzen“, mahnt Professor Müller-Wieland. Statt den wissenschaftlich geprüften und europaweit anerkannten Nutri-Score einzuführen, hat das deutsche Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nun jedoch ein eigenes System ins Spiel gebracht: Das jetzt durch das Max-Rubner-Institut (MRI) vorgestellte Kennzeichnungssystem hält die DDG für wenig überzeugend. Sie kritisiert vor allem die fehlende farbliche Markierung, die laut MRI-Aussagen das Merkmal ist, das dem Verbraucher hilft, die Höhe der Nährstoffgehalte besonders leicht einzuschätzen.
Das Vorgehen der Politik sei inakzeptabel, auch weil eine vom Ernährungsministerium selbst in Auftrag gegebene Untersuchung beim MRI zuvor bereits bestätigt hatte, dass der Nutri-Score die allermeisten geprüften Kriterien für eine gute Lebensmittelkennzeichnung erfüllt. „Der Nutri-Score hat seine Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen und ist sofort einsetzbar“, sagt DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. Immer mehr Lebensmittelunternehmen befürworten den Nutri-Score, auch weil er sich zu einer europäischen Lösung ausbauen lässt. „Warum Frau Klöckner den Nutri-Score dennoch skeptisch sieht und einen deutschen Sonderweg ins Spiel bringt, dessen Umsetzung auch noch unnötig Zeit und Geld kostet, ist fachlich nicht zu erklären.“
In Frankreich ist der Nutri-Score bereits etabliert: Tests haben gezeigt, dass Menschen nach seiner Einführung weniger ungesunde und mehr gesunde Produkte kauften. Die Nährwertqualität verbesserte sich dadurch um durchschnittlich sechs bis neun Prozent. Das überzeugte auch Belgier, Spanier, Portugiesen und Luxemburger. Sie alle planen, den Nutri-Score ebenfalls einzuführen.
Das Symposium „Nationale Diabetesstrategie, Reduktionsstrategie, … – Wohin geht die Reise der Regierung?” findet im Rahmen des Diabetes Kongresses am Donnerstag, den 30. Mai 2019 statt. Alle Informationen zum Diabetes Kongress 2019 sind im Internet unter www.diabeteskongress.de zu finden.