Diabetes ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland, mehr als 90 Prozent der Betroffenen leiden an Diabetes-Typ-2. Hauptrisikofaktoren sind Übergewicht, ungesunde Ernährung und mangelnde körperliche Aktivität. Durch die fortschreitende Zunahme von Übergewicht, Adipositas und Bewegungsmangel sowie den demografischen Wandel ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Zunehmend betroffen sind auch Kinder und Jugendliche. Aus Sicht der DDG sind bisherige Appelle an die Vernunft des Einzelnen gescheitert – jetzt ist der Gesetzgeber gefragt.
„Die Politik muss es den Menschen erleichtern, einen gesundheitsbewussten Lebensstil zu pflegen“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Mediensprecher der DDG und Past-Präsident. Ein Paradigmenwechsel der Präventionspolitik hin zu einer Verhältnisprävention sei längst überfällig. Mit Hilfe eines Nationalen Diabetesplans können die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, so die DDG. Als eine wesentliche Maßnahme fordert die Fachgesellschaft gemeinsam mit diabetes.DE – Deutsche Diabetes-Hilfe und der Deutschen Allianz für Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) die Mehrwertsteuerbefreiung für gesunde Lebensmittel mit einem niedrigen Gehalt an Zucker, Fetten und Salzen. „Das schafft Anreize für eine gesunde Ernährung, ohne den Bürger zu belasten“, so Gallwitz. Eine verpflichtende Kennzeichnung aller Lebensmittel mit einem leicht verständlichen Ampel-System sei ebenfalls erforderlich. Darüber hinaus empfiehlt die DDG ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder und Jugendliche richtet. Um sicherzustellen, dass Prävention und Therapie ressortübergreifend und dauerhaft im Fokus der politischen Entscheidungsträger stehen, erwartet die DDG in der kommenden Legislaturperiode auch die Benennung eines Beauftragten der Bundesregierung für Diabetes, Adipositas und Prävention.
Die DDG beklagt zudem, dass im Zuge der Ökonomisierung und des wirtschaftlichen Kostendrucks die „Sprechende Medizin“ zunehmend ins Hintertreffen gerät. Die Folge: Klinische Lehrstühle für Diabetologie und selbstständige diabetologische Fachabteilungen fallen immer häufiger dem Rotstift zum Opfer. Diese Entwicklung gefährde die Aus- und Weiterbildung, den medizinischen Nachwuchs und damit auch die Versorgung und Forschung, kritisiert die Fachgesellschaft. „Eine stärkere Verankerung der Diabetologie im theoretischen und praktischen Teil des Medizinstudiums ist zwingend erforderlich“, erklärt Gallwitz. „Bund und Länder müssen sich dafür stark machen, dass die Zahl der eigenständigen klinischen Lehrstühle und diabetologischen Fachabteilungen wieder wächst“, betont der Mediensprecher. Ebenso wichtig sei laut DDG der Ausbau sowie die Förderung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), um mit modernsten Technologien und Forschungsansätzen innovative Strategien für die Prävention, Therapie und Diagnose von Diabetes zu entwickeln.
Gemeinsam mit dem Bundesverband Niedergelassener Diabetologen e.V. (BVND) spricht sich die DDG zudem für eine bundeseinheitliche diabetologische Zusatz-Weiterbildung auf hohem Niveau aus. Eine staatliche Anerkennung der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe durch die Politik sei zwingend, erklären die DDG und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD). Das Berufsbild der Diabetesberater und -beraterinnen müsse sowohl gesellschaftlich als auch finanziell angemessen aufgewertet werden. Für die „Sprechende Medizin“ bedürfe es insgesamt sowohl ambulant als auch stationär einer angemessenen Vergütung.
Schließlich müsse die digitale Transformation vorangetrieben werden. „Diabetes ist eine Datenmanagement-Erkrankung, die Digitalisierung bietet große Chancen für die Medizin“, sagt Müller-Wieland. Voraussetzung dafür seien der flächendeckende Netzausbau und die zügige Umsetzung des E-Health-Gesetzes, mit dem die Bundesregierung die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen installieren will. Der Datenschutz der Patienten müsse dabei an erster Stelle stehen, ohne die Belange von Forschung und Wissenschaft zu blockieren, betont die DDG. Dafür sei unter anderem Transparenz und Qualitätskontrolle bei den Algorithmen von Behandlungspfaden und medizinischen Geräten notwendig.
Kritisch sieht die DDG auch die Tendenz, Gesundheitspolitik zunehmend durch patientenferne Organe und Institutionen zu regeln. Als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft erwartet die DDG daher, bei der Festlegung des medizinischen Standards nach dem Sozialgesetzbuch Gesetzliche Krankenversicherung (SGB V.) regelhaft eingebunden zu werden. „Zudem fordern wir die Bundespolitik auf, das Mitwirkungsrecht der Patientenvertreter in den verschiedenen Gremien zu stärken“, so Müller-Wieland.
Quellen:
Robert Koch-Institut, 2014: Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2012“, Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes, RKI Berlin.http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsB/GEDA12.pdf?__blob=publicationFile
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