Pressemitteilung

DDG verleiht Medienpreise 2019

Gewinnerbeiträge zeigen Stellenwert der Kommunikation für optimale Diabetestherapie
08.11.2019

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat zum sechsten Mal ihre Medienpreise für herausragende journalistische Beiträge zum Thema Diabetes mellitus vergeben. Die Jury wählte aus fast 30 Beiträgen vier Preisträgerinnen und Preisträger aus. In der Kategorie Hörfunk wird Regine Hauch (WDR 5 Quarks) geehrt, in der Kategorie Fernsehen Marco Giacopuzzi (Hessischer Rundfunk), in der Kategorie Print Dr. Sabine Haaß (Diabetes Ratgeber) und in der Kategorie Online Antje Thiel (BLOG suesshappyfit). Die DDG Medienpreise werden am heutigen Freitag, 8. November 2019, im Rahmen der 13. Diabetes Herbsttagung in Leipzig überreicht.

Kommunikative Fähigkeiten sind für die Behandlung des Diabetes mellitus von besonderer Bedeutung und ein wichtiger Bestandteil der Patientenorientierung. Aber nicht nur Ärztinnen und Ärzte sind gefordert, wenn es um die richtige Art des Miteinander-Sprechens geht, sondern auch Patientinnen und Patienten können und sollen aktiv mit dem gesamten Behandlungsteam kommunizieren. Welche Bedeutung gute Kommunikation hat und wie sie gelingt – diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Medienpreise 2019, ausgeschrieben unter dem Titel: Kommunikation und Patientenorientierung. „Unseren vier diesjährigen Preisträgern ist es – so unterschiedlich ihre Themen und Herangehensweisen auch sind – überzeugend gelungen, hierauf Antworten zu geben“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, DDG Mediensprecher und Vorsitzender der fünfköpfigen Jury der DDG Medienpreise 2019.

Kategorie Hörfunk
Der Hörfunkbeitrag von Regine Hauch, ausgestrahlt am 3. Januar 2019 im WDR 5, beschreibt überzeugend, wie sehr der Einfluss der Psyche auf den Zuckerstoffwechsel bei Diabetespatientinnen und -patienten unterschätzt wird und wie wichtig besonders dann die Kommunikation zwischen dem Patienten und dem Behandler ist. „Chronische Erkrankungen wie Diabetes setzen den Erkrankten unter einen hohen Druck. Selbstmanagement ist gefordert und eine nicht abbrechende Motivation, um die komplexe Therapie zu meistern“, erläutert Gallwitz. Selbst bestes Therapiemanagement mit modernsten Hilfsmitteln kann versagen, wenn die Psyche nicht mitspielt und Arzt und Patient das nicht thematisieren. Regine Hauch gelingt es, durch überzeugende Protagonistinnen und Protagonisten und einen abwechslungsreichen Wechsel der Perspektiven eines der zentralen Themen der Diabetesbehandlung, nämlich die Wichtigkeit der psychosozialen Aspekte, zu veranschaulichen. „Der Beitrag zeigt eine häufig noch unterschätzte und zu wenig thematisierte Seite der Erkrankung. Diabetes und Psyche stehen in einem Wechselspiel und nur durch Kommunikation und entsprechende weitergehende Therapien kann eine erfolgreiche Behandlung gelingen“, so Gallwitz. Für die Jury der beste Beitrag in der Kategorie Hörfunk.

Kategorie Fernsehen
Protagonist und „Erzähler“ in diesem 25-minütigen Fernsehfilm von Marco Giacopuzzi ist der zwölfjährige Leonard, der seit sieben Jahren Diabetes Typ 1 hat. Sein gesamter Alltag ist von der Erkrankung bestimmt: Er muss darauf achten, was er wann isst, seine Blutzuckerwerte im Blick behalten und sportliche Aktivitäten „einberechnen“. Aber es ist nicht nur Leonards Welt, die vom Diabetes geprägt ist: Auch seine Eltern und seine Schwester leben mit dem Diabetes. „Marco Giacopuzzi gelingt mit seinen Protagonisten ein dichter, sehr berührender Film. Leonard ist ein reflektierter, disziplinierter, in sich ruhender Teenager, der offen über seinen Diabetes spricht und zeigt, wie er mit und trotz Diabetes sein Leben meistert“, so der Juryvorsitzende Gallwitz. „Leonard hat Diabetes“ wurde am 19. August 2018 im KiKA gesendet. Der Film macht deutlich: Leicht ist es nicht, aber auch mit Diabetes kann ein ganz „normales“ Teenagerleben möglich sein. Ein hervorragender Filmbeitrag, so das Urteil der Jury.

Kategorie Print
Um die in vielen Fällen nicht optimale Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten geht es in dem Artikel von Dr. Sabine Haaß. „Ausgehend von einer allgemeinen Analyse der Folgen mangelhafter Kommunikation in vielen deutschen Sprechzimmern, zeigt Sabine Haaß am Beispiel Diabetes, wie abhängig die Qualität der Versorgung von guter oder schlechter Kommunikation zwischen dem Patienten und einem Behandler ist“, erklärt Gallwitz. Sie beschreibt, was Arzt und Patient mitbringen müssen, um gemeinsam und erfolgreich zu kommunizieren. Dabei richtet sie sich mit ihren Vorschlägen an beide Seiten – denn zu einer gelungenen Kommunikation gehören zwei. Tipps für die Auswahl des passenden Arztes und Infos zur Vorbereitung des Gespräches runden den Beitrag ab. Der Artikel wurde in der Januarausgabe 2019 des Diabetes Ratgebers publiziert. Ein thematisch exakt passender und preiswürdiger Artikel, entschied die Jury.

Kategorie Online
Den Preis in der Kategorie Online erhält Antje Thiel für ihren Blogbeitrag „Schluss mit negativer Sprache – warum wir auch in Deutschland eine Bewegung wie #LanguageMatters brauchen“. – „Diabetiker“ oder „Mensch mit Diabetes“?, „Compliance, Adhärenz und Therapietreue“ oder besser „gemeinsam erarbeitete Therapieziele“? Sprache kann Selbstbild und Haltung zu einer Erkrankung wie beispielsweise Diabetes beeinflussen. Sprache kann diskriminierend, stigmatisierend und verletzend sein. Sie kann Machtgefälle abbilden und Überlegenheitshaltungen offenbar machen. Antje Thiel greift in ihrem Text eine Debatte aus englischsprachigen Ländern wie Australien, Großbritannien und den USA auf. Dort wird seit einiger Zeit bereits unter dem Hashtag #LanguageMatters eine Diskussion geführt, wie man mit und über Menschen mit Diabetes sprechen kann, ohne sie herabzusetzen und zu stigmatisieren. Die Autorin macht deutlich, weshalb auch in Deutschland eine Auseinandersetzung dazu nötig ist. „Kritisiert wird eine Sprache, die Menschen mit Diabetes auf Objekte reduziert, ihnen implizit Eigenverantwortung abspricht und ihnen dadurch die Selbstwirksamkeit nimmt. Der Text ist zudem von besonderer Qualität, weil er sowohl aus der Betroffenenperspektive als auch aus Sicht eines Profis, nämlich einer Medizinjournalistin, geschrieben ist“, fasst Gallwitz die Jury-Entscheidung zusammen. Die im Blogbeitrag begründete Sprachkritik samt Verbesserungsvorschlägen kann langfristig zu einer besseren Akzeptanz der Menschen mit Diabetes beitragen und den Betroffenen den Rücken stärken. Ein herausragender Beitrag, so das Votum der Jury.

„Die Medienpreise 2019 bestätigen, dass die Schwerpunktsetzung auf ‚Kommunikation und Patientenorientierung‘ richtig und wichtig ist. Auch wenn zunächst Schwierigkeiten, Herausforderungen oder sogar Defizite ans Tageslicht kommen“, betont DDG Geschäftsführerin Barbara Bitzer. „Nur durch genaues Hinschauen und Analysieren kann man Dinge positiv verändern, Impulse geben für ein besseres Miteinander und damit auch den Therapieerfolg entscheidend beeinflussen.“

Zu den Beiträgen

Die DDG Medienpreise werden auch 2020 ausgeschrieben. Nähere Informationen werden im Dezember 2019 auf der Webseite der Deutschen Diabetes Gesellschaft bekannt gegeben.

 

Kategorie Hörfunk:
Regine Hauch, geboren 1956, ist Buchautorin und Wissenschaftsjournalistin und hat sich auf Gesundheitsthemen spezialisiert. Sie studierte Germanistik, Romanistik und Pädagogik in Düsseldorf und Montpellier. Seit 1982 arbeitete sie als freie Journalistin für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen und für Zeitschriften. Als Hörfunkautorin ist sie unter anderem für den WDR, den SWR und NDR tätig.

Kategorie Fernsehen:
Marco Giacopuzzi, geboren 1964, studierte Theaterwissenschaften, Philosophie und Publizistik in Zürich und Wien, arbeitete dann in der Schweiz am Theater. Seit 2000 ist er für den Hessischen Rundfunk für verschiedene Redaktionen tätig. Sein Schwerpunkt sind soziale Themen.

Kategorie Print:
Dr. Sabine Haaß, geboren 1956, studierte Anglistik und Geschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg. 1984 promovierte sie im Fach Englische Literaturwissenschaft.
Nach einigen Jahren als wissenschaftliche Assistentin an der Universität und einem Aufbaustudium Buchwissenschaft arbeitete sie bei verschiedenen Buchverlagen.
Seit 1992 ist sie für den Wort & Bild Verlag tätig. Seit 2007 arbeitet sie als Redakteurin beim Diabetes Ratgeber.

Kategorie Online:
Antje Thiel, geboren 1970, absolvierte ein Studium der Amerikanistik, Iranistik und Germanistik an der Universität Hamburg. Nach einem journalistischen Volontariat arbeitet sie seit 2003 als freie Autorin, Journalistin (Print und Online) und PR-Texterin zu Medizin- und Gesundheitsthemen unter anderem für Medical Tribune Deutschland, Focus Diabetes, diabetes zeitung der DDG, Diabetes Journal. 2010 erkrankte sie an Diabetes Typ 1. Seit 2014 ist sie als Bloggerin mit dem Diabetes-Blog „Süß, happy und fit!“ aktiv.

 

  • Prof. Dr. med. Baptist Gallwitz, Stellvertretender Direktor, Medizinische Klinik IV, Eberhard Karls Universität Tübingen, Past Präsident und Mediensprecher der DDG
  • Vera Cordes, freie Medizinjournalistin und Moderatorin des Gesundheitsmagazins Visite, NDR Fernsehen
  • Dr. med. Martina Lenzen-Schulte, Redakteurin beim Deutschen Ärzteblatt
  • Jochen Niehaus, Chefredakteur FOCUS-Diabetes und FOCUS-Gesundheit
  • Volkart Wildermuth, freier Hörfunkjournalist unter anderem für den Deutschlandfunk

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