Aus für Schulgesundheitsfachkräfte in Brandenburg ist die falsche Entscheidung: Wer von Zukunft spricht, darf nicht an unseren Kindern sparen
Seit 2017 läuft in Brandenburg an 27 öffentlichen Schulen ein Modellprojekt mit Schulgesundheits-fachkräften. Wie in vielen skandinavischen und angloamerikanischen Ländern verbessern sie dort seitdem die Bildungs- und Gesundheitsbiografien chronisch kranker Kinder, etwa mit Diabetes mellitus Typ 1, und fördern deren Inklusion. Diese spezialisierten Pflegekräfte entlasten damit auch die Lehrkräfte sowie die Eltern chronisch kranker Kinder, die zum Teil dadurch wieder ihrem Beruf nachgehen können.
Obwohl die wissenschaftliche Evaluation des Modellprojektes ausnahmslos positive Ergebnisse aufzeigt, beendet die Landesregierung in Brandenburg ab 2022 aus finanziellen Gründen den Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte. Um das Erfolgskonzept an allen 900 Schulen in Brandenburg auszurollen, hätte sie nach eigenen Angaben 28 Millionen Euro im Haushalt einplanen müssen – Geld, das sie nun einspart bzw. anderweitig ausgeben wird.
Das ist die falsche Entscheidung zur falschen Zeit: Während die einen von einer Zukunftsregierung sprechen, verhindern andere, dass Kinder angemessene Zukunftschancen bekommen.
Wir fordern deutschlandweit an allen Grundschulen eine Schulgesundheitsfachkraft.
Nur so gelingt es, Kinder und Jugendliche mit ihren vielschichtigen gesundheitlichen Bedürfnissen zu betreuen – seien es Krankheiten, Sucht oder Missbrauch. Davon profitieren nicht nur Kinder, Eltern und Lehrer, sondern es ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll: Im Rahmen des Modellprojektes in Brandenburg kam es zu weniger Unfällen und Rettungswageneinsätzen an Schulen sowie zu geringeren Behandlungskosten. Für Kinder mit Diabetes Typ 1 bedeutet dies: verbesserte Glukoseeinstellung, weniger Notfallsituationen, weniger Fehlzeiten und Ausgrenzung.
Doch nicht nur das: Schulgesundheitsfachkräfte fördern das Gesundheitsverhalten aller Kinder und leisten damit einen aktiven Beitrag zur Prävention von späteren Krankheiten, die im Erwachsenen-alter auftreten, und häufig in engem Zusammenhang mit dem Lebensstil stehen – wie beispielsweise Diabetes Typ 2. Die Schulgesundheitsfachkräfte sind daher in jeder Hinsicht eine notwendige Investition in die Zukunft unseres Landes.
Das Beispiel Brandenburg zeigt: Man kann dieses Thema nicht den Entscheidungen einzelner Länder überlassen. Zur flächendeckenden Finanzierung der Schulgesundheitsfachkräfte sind Anstrengungen von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungsträgern erforderlich.
Nehmen Sie die Lebenswelt Schule ins Präventionsgesetz mit auf.
Machen Sie sich stark für einen „GesundheitsPakt Schule“!
Professor Dr. med. Andreas Neu
Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
Link zur Pressemeldung: Mediziner fordern Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften auch in Deutschland: Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (deutsche-diabetes-gesellschaft.de)
Link zur Petition: Schulgesundheitsfachkräfte an Brandenburger Schulen erhalten und verstetigen! - Online-Petition (openpetition.de)