DANK-Kommentar

Wer Kinder stärken will, darf ihre Gesundheit nicht ignorieren

16.04.2025

Zum Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ der neuen Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD erklärt Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG):

„Der Koalitionsvertrag bleibt bei der Prävention nichtübertragbarer Krankheiten weit hinter unseren Erwartungen zurück. Während wirtschaftliche Stabilität und soziale Gerechtigkeit ambitioniert adressiert werden, fehlen konkrete und verbindliche Maßnahmen zur Reduktion von nichtübertragbaren Krankheiten. Dabei ist klar: Wer Chancengleichheit, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Wirtschaftswachstum will, darf die Gesundheit der nächsten Generation nicht ignorieren. Verantwortung für Deutschland sieht anders aus!“

DANK kritisiert, dass zentrale präventive Hebel wie eine Herstellerabgabe auf zuckergesüßte Getränke, im Gegenzug die Mehrwertsteuerbefreiung gesunder Lebensmittel, eine tägliche Stunde Bewegung in Kita und Schule, die verpflichtende Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards für Schulverpflegung, sowie verbindliche Werbebeschränkungen für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz, wenn diese sich an Kinder richten, im Koalitionsvertrag keine Erwähnung finden: „Die neue Bundesregierung riskiert damit, eine zentrale Stellschraube zur Förderung der Bevölkerungsgesundheit und zur Verringerung der Krankheitslast sowie einer langfristigen Reduktion der Gesundheitskosten ungenutzt zu lassen.“

Für das Wissenschaftsbündnis ist klar: Strukturierte Präventionsmaßnahmen sind kein Nebenschauplatz, sondern eine zentrale politische Zukunftsaufgabe. Nichtübertragbare Krankheiten sind für den Großteil der Krankheitslast in Deutschland verantwortlich. Allein Übergewicht, Tabak- und Alkoholkonsum verursachen jedes Jahr Kosten von über 200 Milliarden Euro. „Auf über 140 Seiten bleibt die Prävention nichtübertragbarer Krankheiten im Koalitionsvertrag nahezu ungenannt. Konkrete, bevölkerungsweite Maßnahmen mit Weitsicht sucht man hier vergeblich. Dabei wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, wirkungsvoll zu investieren, um langfristig unkontrollierte Folgekosten zu vermeiden. Investitionen in Verhältnisprävention sind minimal und ihr Nutzen ist enorm – es braucht lediglich den politischen Willen“, so Bitzer.

DANK fordert die Koalitionsparteien deshalb erneut auf, Prävention zum politischen Schwerpunkt zu machen. „Wir appellieren an die Bundesregierung, Gesundheitsschutz nicht weiter zu vertagen und endlich die notwendigen strukturellen Voraussetzungen für eine gesunde Kindheit zu schaffen. Das Fenster für eine echte Präventionswende steht offen. Diese Chance darf nicht erneut ungenutzt bleiben“, mahnt Bitzer.

Das Wissenschaftsbündnis DANK, dem 21 medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, Verbände und Organisationen angehören, fordert seit 15 Jahren umfassende Präventionsmaßnahmen, um die Gesundheit der Menschen nachhaltig zu stärken, Kinder und Jugendliche vor schädlichen Einflüssen zu schützen und damit Gesundheitskosten effektiv zu reduzieren. In einem umfassenden 6-Punkteplan hat DANK – kurz vor der Bundestagswahl 2025 – konkrete Präventionsmaßnahmen identifiziert und an die Politik adressiert. 

Zum DANK 6-Punkteplan: „Gesundheit sichern – Wirtschaft stärken“ (Februar 2025): 
https://www.dank-allianz.de/pressemeldung/vor-bundestagswahl-dank-legt-6-punkte-plan-fuer-praeventionswende-vor.html