Eltern über Warnzeichen aufklären!

Ein Projekt zur Diabetes-Früherkennung: die Stuttgarter Ketoazidose-Präventionskampagne

Weimar. Ständiger Durst, häufiges Wasserlassen, Gewichtsverlust und stetige Müdigkeit. Das sind die vier Warnzeichen eines Diabetes, über die die Stuttgarter Ketoazidose-Präventionskampagne Eltern aufklärte. Ihr Ziel: die Gefahr der schweren, lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisung zu reduzieren. Das Projekt hatte Erfolg, wie die erste Auswertung der Daten nun zeigt.

Mit jedem Tag mehr, den ein Kind unerkannt an Typ-1-Diabetes erkrankt ist, steigt das Risiko für eine diabetische Ketoazidose (DKA). In den letzten 15 Jahren ist die Häufigkeit einer DKA bei Manifestation in Deutschland konstant geblieben (20–26 %).

"Vor allem im Kleinkindalter besteht ein erhöhtes Risiko", erinnerte Studienleiter Dr. Martin Holder von der Abteilung Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am Klinikum Stuttgart, Olgahospital.

Über 20 000 Poster und Flyer in Stuttgart verbreitet
Daher wurden in Stuttgart in Zusammenarbeit mit dem dortigen Gesundheitsamt zwischen 2015 und 2017 im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung sowie in Kitas und in Kinder- und Jugendarztpraxen Flyer und Plakate über diabetesspezifische Symptome verbreitet. Auch eine regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit fand statt.

"Die Kampagne wurde von den teilnehmenden Institutionen und Personen gut angenommen und bedurfte keines erhöhten Informations- und Abklärungsbedarfs", betonte Dr. Holder.

Signifikant weniger Kinder mit einer diabetischen Ketoazidose
Insgesamt konnten im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung 17 174 Kinder mit einem mittleren Alter von 4,5 Jahren und ihre Familien erreicht werden. "Dabei zeigte ein Kind diabetesspezifische Symptome. Es wurde unmittelbar beim Arzt vorgestellt, der einen Typ-1-Diabetes diagnostizierte und zwar glücklicherweise ohne Ketoazidose", berichtete Professor Dr. Stefan Ehehalt vom Gesundheitsamt Stuttgart.

Zur Bewertung des Erfolgs der Kampagne verglichen Dr. Holder, Prof. Ehehalt und Dr. Cordelia Fischer ebenfalls vom Gesundheitsamt Stuttgart die Daten von im Olgahospital mit Manifestation eines Typ-1-Diabetes behandelten Kindern und Jugendlichen während und vor der Kampagne (2011–2013).

Nach der ersten vorläufigen Auswertung lag der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit einer diabetischen Ketoazidose im Zeitraum der Kampagne signifikant niedriger als zuvor: 19 von 118 vs. 36 von 127 Kindern und Jugendlichen (16 vs. 28 %; p = 0,02) waren betroffen.

Modellprojekt für andere Städte und Landkreise
"Präventionskampagnen wie das Stuttgarter Ketoazidose-Präventionsprojekt können das Risiko einer diabetischen Ketoazidose bei Manifestation also deutlich reduzieren", schlussfolgerte Dr. Holder, "und damit ein Modell für andere vergleichbare Städte und Landkreise sein."

JA-PED 2018

 

Unterstützung durch den Leonard-Thompson-Gedächtnispreis
Ermöglicht wurde die Präventionskampagne durch den Leonard-Thompson-Gedächtnispreis der AG Pädiatrische Diabetolgie der DDG (AGPD) im Jahr 2013.

Die AGPD vergibt den Förderpreis einmal im Jahr und unterstützt damit herausragende wissenschaftliche Projekte, in denen innovative Wege und therapeutische Bemühungen um junge Patienten im Mittelpunkt stehen. Hierbei können sowohl klinische als auch experimentelle Arbeiten berücksichtigt werden. Die Auszeichnung ist mit 8000 Euro dotiert und wird von der Firma Sanofi-Aventis Deutschland GmbH gestiftet.

Bewerber sollten eine Projektbeschreibung als PDF per E-Mail zusammen mit ihrem Lebenslauf bis zum 31. Juli des jeweiligen Jahres an den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie senden.

Kontakt für Bewerbungen:
Vorstand der AGPD