Ein Label muss vor allem eindeutig sein

Zwei Drittel der Deutschen favorisieren die Nutri-Score-Kennzeichnung

Berlin. Laut einer Forsa-Umfrage spricht sich die Mehrheit der Deutschen für eine Nutri-Score-Ampel zur Kennzeichnung von gesundheitlich sehr günstigen, mittelmäßig günstigen und sehr ungünstigen Lebensmitteln aus. Deutlich weniger Zuspruch erfährt das Modell der Bundesernährungsministerin.

Die repräsentative Umfrage hatten zahlreiche medizinisch-wissenschaftliche Organisationen, darunter das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe sowie die Verbraucherorganisation foodwatch beauftragt, nachdem Bundesernährungsministerin Julia Klöckner ihr Nährwertkennzeichnungsmodell „Wegweiser Ernährung“ vorgestellt hatte. (Entwickelt worden war dieses vom Max-Rubner-Institut.)

Mehr als 1000 Bürgerinnen und Bürger befragt
Forsa befragte dazu im Juli 1003 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahre zu Nutri-Score und Klöckner-Modell. Die Modelle wurden anhand von Müsli-,Wurst- und Saft-Verpackung verdeutlicht. Grundlage für die Angaben war die Nährwerttabelle.

Die Befragten sollten mitteilen, welchem der beiden Kennzeichnungssysteme sie verschiedene Eigenschaften eher zuordnen und wie wichtig ihnen persönlich bestimmte Eigenschaften eines Systems sind.

Besonderer Zuspruch bei Personen mit Übergewicht
Im Ergebnis sprachen sich 69 % der Interviewten für das Nutri-Score- Modell aus. Neun von Zehn lobten das auffallendere Logo, 87 % halten den Nutri-Score für schnell erfassbar und 87 % finden ihn leicht verständlich. Lediglich 25 % der Befragten favorisierten das Klöckner-Modell.

Viele finden es zu kompliziert (65 %) und verwirrend (60 %). Punkten kann der Wegweiser in der Dimension „liefert genügend Informationen“ (50 % gegenüber 32 % beim Nutri- Score). Allerdings halten auch nur 35 % der Befragten detaillierte Informationen vorn auf der Verpackung für „sehr wichtig“.

Weitere Informationen ergaben sich in der Auswertung nach Bildungsabschluss und Körpergewicht. Demnach sind vom Nutri-Score mehrheitlich Personen mit Hauptschulabschluss überzeugt (66 % versus 53 % der Befragten mit Abitur) sowie Personen mit starkem Übergewicht (68 % versus 56 % der Befragten mit Normalgewicht).

„Das neue Kennzeichnungssystem muss vor allem für die besonders von Fehlernährung und den damit verbundenen Krankheiten betroffenen Bevölkerungsgruppen verständlich sein“, betonte Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Kommission Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Kinderund Jugendmedizin.

Wirksamkeit des Nutri-Scores wissenschaftlich belegt
„Die Lösung liegt auf der Hand“, sagte Barbara Bitzer, Sprecherin von DANK und Geschäftsführerin der DDG. Sie appelierte an Klöckner, den Nutri-Score schnellstmöglich einzuführen. Er habe schließlich bereits in über 35 wissenschaftlichen Studien seine Wirksamkeit bewiesen.

Cornelia Kolbeck
Pressekonferenz von DANK, DDG, foodwatch und weiteren medizinisch-wissenschaftlichen Organisationen