Vertrauen, Teilhabe und Kooperation
KREFELD. Gemeinsam geht es besser. So lautet das Motto, nach dem der Krefelder Apotheker Manfred Krüger seit über 40 Jahren seine Ehrenämter ausrichtet. Für sein Engagement, mit dem er zu Qualitätsverbesserungen in der pharmazeutischen Betreuung von Diabetespatient*innen beigetragen hat, erhielt Krüger 2022 die Gerhardt-Katsch-Medaille der DDG.
Was kann ich selbst zum Erfolg meiner Diabetestherapie beitragen und was traue ich mir zu? Das sind für Manfred Krüger Fragen, die sich Menschen mit Diabetes selbst stellen sollten, die aber auch für Ärzt*innen und Apotheker*innen zentral sind. „Die an Diabetes mellitus Erkrankten müssen zudem stets darauf vertrauen können, dass sie von qualifiziertem Fachpersonal beraten und betreut werden“, sagt der 69-jährige Apotheker aus Krefeld.
Manfred Krüger: Mehrfacher Fachapotheker |
Ausgehend von dieser Prämisse hat Krüger bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten ein Konzept für eine Diabetesversorgung entwickelt. Das setzt auf eine enge Kooperation zwischen Ärzt*innen und Apotheker*innen in der alltäglichen Kommunikation, in Arbeitsgruppen oder Qualitätszirkeln und in Abstimmung mit den Patient*innen. So sollen arzneimittelbezogene Probleme zeitnah gelöst und eine höchstmögliche Therapiesicherheit und -treue erzielt werden.
Zertifizierungskurs BAK/DDG mitentwickelt
Seine Ideen brachte Krüger ab 1999 in die neu gegründete Kommission „Einbindung des Apothekers in die Diabetesversorgung“ (heute „Apotheker in der Diabetologie“) ein, ein paritätisch besetztes Gremium der DDG und der Bundesapothekerkammer (BAK). Daraus entstand im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände schließlich ein Stufenkonzept zur Qualitätsverbesserung in der pharmazeutischen Betreuung von Menschen mit Diabetes.
„Zunächst ging es darum, die Möglichkeiten und Grenzen in der Zusammenarbeit mit einer klaren Aufgabenverteilung zwischen Arztpraxen und Apotheken auszuloten, um Interessenkonflikte zu vermeiden“, berichtet Krüger. Auf dieser Grundlage sei dann ein modular aufgebautes Curriculum entstanden, das als Zertifizierungskurs BAK/DDG von den Apothekerkammern mittlerweile flächendeckend als Intensiv-Fortbildung angeboten wird und als Richtschnur für die pharmazeutische Ausbildung dient.
Wesentliche Schwerpunkte bilden dabei die allgemeine Gesundheitsberatung durch Apotheker*innen, unter anderem auf der Basis von Screening-Untersuchungen, sowie Empfehlungen zur Teilnahme an Präventionsangeboten oder zum Arztbesuch bei auffälligen Blutzuckerwerten, Erläuterungen zu Hilfsmitteln, wie Pens, Teststreifen, Messgeräten, Applikationshilfen, sowie eine fachkundige Beratung zu den verordneten Medikamenten.
Inzwischen haben sich bundesweit mehr als 5.000 Apotheker*innen nach dem Curriculum zertifizieren lassen. Basisfortbildungen für approbiertes und nicht-approbiertes pharmazeutisches Personal ergänzen das Angebot.
Zwei Studien belegen die Synergieeffekte der Fortbildung
„Da das Curriculum modular aufgebaut ist und fortlaufend aktualisiert wird, kann es darüber hinaus in einzelnen Bereichen wie der Arzneimitteltherapiesicherheit oder den Fachapothekerweiterbildungen genutzt werden“, betont Krüger.
Abgesehen vom positiven Feedback im täglichen Kontakt mit den Patient*innen belegen auch zwei von Manfred Krüger mit ärztlichen Kolleg*innen durchgeführte Studien zum Medikationsmanagement von Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 sowie zur Betreuung von Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 die Synergieeffekte der Fortbildungsangebote.
Möglichkeiten zur Verbesserung sind längst nicht ausgeschöpft
Die Möglichkeiten zur Verbesserung der Diabetesversorgung sind aus Sicht von Krüger dennoch längst nicht ausgeschöpft. „Vor allem bei betagten Menschen bedarf es noch stärkerer gemeinsamer Anstrengungen unter Berücksichtigung der jeweiligen individuellen Situation und Möglichkeiten zum Selbstmanagement, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu fördern und eine unnötige Polymedikation zu vermeiden“, erläutert Krüger. Auch die Kommunikation über den elektronischen Medikationsplan, die elektronische Patientenakte sowie die gemeinsame Nutzung von Plattformen zum Datentransfer ließen sich noch unkomplizierter und weniger arbeitsintensiv gestalten, ist er überzeugt.
Bei seinem Engagement hat Krüger stets Wert daraufgelegt, als unabhängiger Berater für alle Seiten agieren zu können, was ihm eine Vielzahl von Ehrenämtern eingebracht hat. Inzwischen bringt er allein bei der DDG seine Expertise nicht nur in der Kommission „Apotheker in der Diabetologie BAK/DDG“ ein, sondern auch als Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Prävention, als Verantwortlicher im Auftrag des Vorstands zur Umsetzung des oralen Glukosetoleranz-Tests, als Mitglied der Leitlinienkommission Typ-2-Diabetes für die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker sowie als Mitinitiator zur Neugründung einer DDG Arbeitsgruppe „Klima und Umwelt“.
Darüber hinaus ist Krüger seit über 20 Jahren in der Lehre als Tutor und Dozent im Bereich „Klinische Pharmazie“ der Pharmazeutischen Fakultäten der Universitäten Bonn und Düsseldorf aktiv.
Bundesverdienstkreuz für Engagement für Bangladesch
Nicht zu vergessen sein Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit in Bangladesch, dem er sich seit 1988 verschrieben hat. Hier konnte er erste wertvolle Erfahrungen mit partizipativer Entscheidungsfindung sammeln, die auch Eingang in seine Ideen zu einer verbesserten Diabetesversorgung gefunden haben. Für sein entwicklungspolitisches Engagement sowie für seine Aktivitäten im Kampf gegen den Diabetes hat Krüger 2007 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Ausgleich zu seinem unermüdlichen Einsatz im Dienste anderer findet er beim Fahrradfahren oder auch bei Treffen mit Freunden und Gleichgesinnten.
Manfred Krügers Einsatz für „NETZ” Foto oben: Manfred Krüger (3.v.l.) im November 2021 bei einem Frauen-Gruppentreffen der Partnerorganisation von Netz e.V., Pollisree, anlässlich der Jahresplanung 2022 in Dinajpur im Norden von Bangladesch. |
Auch wenn Krüger seiner Ehrenämter noch lange nicht überdrüssig ist, hat er entschieden, sich langsam zurückzuziehen und dabei mitzuwirken, Jüngeren den Weg in die zukunftsträchtigen Aufgaben und Verantwortlichkeiten bei der DDG und darüber hinaus zu ebnen.
Petra Spielberg