„Ein Gewinn für alle Beteiligten“
BERLIN. In Bayern leben bis zu 1,4 Millionen Menschen mit Diabetes, etwa jeder Vierte entwickelt im Verlauf ein Diabetisches Fußsyndrom (DFS). Mit dem Telemedizinischen Fußkonsil wurde nun in Bayern ein Pilotprojekt gestartet, das bei Erfolg bundesweit eingeführt werden könnte. Neu ist auch ein Derma-Konsil bei unklaren Hautveränderungen.
Das Telemedizinische Fußkonsil ermöglicht einen schnellen Austausch zwischen Hausärzt*innen, die am BKK-HzV-Vertrag Bayern teilnehmen, und registrierten, auf DFS spezialisierten Fachärzt*innen. Dafür übermitteln Hausarztpraxen über eine digitale Plattform z. B. Befunde und Fotos und bekommen in kurzer Zeit eine qualifizierte Rückmeldung. Die extrabudgetäre Vergütung erfolgt über den neuen Selektivvertrag „Telemedizinische Facharztkonsile“ nach § 140a SGB V (Verfahren und Honorierung). Das Pilotprojekt wurde initiiert von: DDG, Fußnetz Bayern, Berufsverband der Deutschen Dermatologen, Bayerischem Hausärzteverband, BKK Landesverband Bayern und GWQ Service Plus GmbH.
Für alle ein Schritt in die richtige Richtung
„Entscheidend ist, dass Fachärztinnen und -ärzte, die auf den diabetischen Fuß spezialisiert sind, frühzeitig einbezogen werden, um schwerwiegende Komplikationen wie eine Amputation zu vermeiden. Diese richten sich nach den Diagnose- und Behandlungsstandards der internationalen Arbeitsgruppe zum DFS (IWGDF). Die von der DDG zertifizierten Fußbehandlungseinrichtungen bieten Struktur-, Prozess- und Behandlungsqualität. Das Angebot der telemedizinischen Betreuung erlaubt einen besseren und vor allem schnelleren Zugang zu den multiprofessionellen Versorgungsstrukturen und erhöht die Patientensicherheit“, erklärt Dr. Michael Eckhard, Vorsitzender der AG Diabetischer Fuß der DDG.
„Das Telekonsil ist ein kleiner, präziser Schritt für die Leistungserbringer und ein großer für die Betroffenen von Diabetes, die mit Fußproblemen kämpfen und von Amputationen bedroht sind“, resümiert Dr. Arthur Grünerbel, Vorstandsvorsitzender des Fußnetzes Bayern. Auch die Praxen selbst profitieren: „Auf das DFS spezialisierte Ärztinnen und Ärzte für eine notwendige Weiterbehandlung eigener Patientinnen und Patienten zu finden und Termine zu koordinieren, ist für viele Hausarztpraxen mit großem Zeitaufwand verbunden. Die telemedizinische Unterstützung ermöglicht es dem Praxisteam, die Behandlung niederschwellig, professionell und ohne Verzögerungen weiterzuführen – ein Gewinn für alle Beteiligten.“
Vorteile der Teilnahme und Anmeldung
Alle Informationen zum Telekonsil auf: hausarztkonsil.de |
Das Projekt wird zunächst in Bayern erprobt. Bei Erfolg soll die digitale Zusammenarbeit bundesweit ausgerollt werden. „Projekte wie diese helfen dabei, erste Erfahrungen zur Akzeptanz und Gestaltung aller Beteiligter zu sammeln und Learnings für einen flächendeckenden Einsatz zu generieren. Denn nur wenn attraktive digitale Angebote in den Arztpraxen angewendet und nicht als zusätzliche Belastung empfunden werden, kann die digitale Transformation in Deutschland gelingen und die medizinische Versorgung auch in ländlichen Gebieten verbessert werden“, erklärt Professorin Dr. Susanne Reger-Tan, Vorsitzende der DDG Kommission Digitalisierung.
Redaktion diabetes zeitung