Die nächste Generation der Stoffwechselforschung im Dialog
WIEN. Wissenschaft hautnah erleben, sich mit internationalen Expert*innen austauschen und eigene Forschung präsentieren: Diese Gelegenheit nutzten 80 Nachwuchsforschende aus der Stoffwechselforschung bei der DZD International Diabetes Research School, ausgerichtet vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Bereits zum 13. Mal versammelte sich die nächste Generation von Diabetes-forscher*innen im Vorfeld der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD). Doktorand*innen, Postdocs und junge Ärzt*innen aus fünf Kontinenten erweiterten ihr Netzwerk, stellten ihre Forschung vor und diskutierten aktuelle Entwicklungen – von ethischen Fragen in der personalisierten Medizin über Stammzellforschung und Thermogenese bis hin zu neuen Therapieansätzen.
Forschung trifft Ethik im Dinosauriersaal
Die Eröffnungsveranstaltung im Naturhistorischen Museum Wien beeindruckte nicht nur durch ihre prachtvolle Kulisse. Professor Dr. Giovanni Rubeis (Universität Greifswald) eröffnete mit einem Vortrag zur Ethik der personalisierten Medizin und zum Einsatz künstlicher Intelligenz in der Medizin – ein Thema, das den Nerv der Zeit traf und intensive Diskussionen auslöste. Die Teilnehmenden reflektierten, wie individuelle Therapieansätze mit gesellschaftlichen und ethischen Fragen verknüpft sind.
Bei einer interaktiven Quiz-Challenge durch das Museum wurden nicht nur Fragen zu Exponaten, sondern auch zum DZD und zur Stadt Wien gelöst – ein spielerischer Einstieg, der das Networking erleichterte. Der anschließende Empfang im Dinosauriersaal bot eine eindrucksvolle Kulisse für den informellen Austausch.
Aktuelle Impulse für die Diabetesforschung
Im Josephinum, dem Medizinhistorischen Museum der Universität Wien, ging es mit hochkarätigen wissenschaftlichen Sessions weiter:
- Professorin Dr. Miriam Cnop (Université Libre de Bruxelles) präsentierte neue Erkenntnisse zur Rolle von stammzellabgeleiteten Betazellen.
- Professor Dr. Petter Bjornstad (University of Washington) sprach über Typ-2-Diabetes bei Jugendlichen und stellte neue Biomarker und Therapieansätze vor.
- Professorin Dr. Elke Ober (Universität Erlangen-Nürnberg) und Dr. Catherine Postic (Université Paris Cité) beleuchteten die Rolle der Leber in der Stoffwechselregulation und die Pathophysiologie der MASLD.
- Professor Dr. Jan-Wilhelm Kornfeld (University of Southern Denmark) erläuterte die Regulation des Stoffwechsels durch microRNAs.
- Professor Dr. Martin Jastroch (Stockholm University) stellte evolutionäre Ansätze zur Erforschung thermogener Prozesse im Fettgewebe vor.
- Professor Dr. Thomas Scherer (Medizinische Universität Wien) sprach über die zentrale Rolle des Gehirns in der metabolischen Regulation.
Nach jedem Vortrag wurde das Gehörte intensiv diskutiert. „Die Fragen hatten ein beachtlich hohes Niveau“, lobte eine der Referentinnen.
Therapieansätze im Dialog: Klinik, Forschung und Industrie
Ein weiteres Highlight war die Podiumsdiskussion zu neuen Therapieansätzen bei Typ-2-Diabetes und Adipositas. Unter der Moderation von Dr. Siegfried Ussar (Helmholtz Munich) trafen Perspektiven aus der Sportphysiologie (Professor Jonatan Ruiz, Universität Granada), der klinischen Praxis (Professor Dr. Thomas Stulnig, Medizinische Universität Wien) und der Industrie (Dr. Robert Augustin, Boehringer Ingelheim) aufeinander. Die Diskussion zeigte eindrucksvoll, dass trotz bahnbrechender Fortschritte – etwa bei den Polyagonisten – noch viele Fragen offen sind und die Forschung weiter intensiviert werden muss.
Bühne frei für den wissenschaftlichen Nachwuchs
In den Poster-Sessions und Data-Blitz-Vorträgen präsentierten Nachwuchsforschende ihre Projekte einem internationalen Publikum und erhielten direktes Feedback von erfahrenen Expert*innen. Für viele war es ein bedeutender Moment, in dem ihre Arbeit gewürdigt wurde und neue Impulse für kommende Projekte entstanden.
Fazit: eine Plattform mit Zukunft und zum Netzwerken
Die DZD Diabetes Research School war 2025 erneut ein voller Erfolg. Sie bot jungen Wissenschaftler*innen nicht nur Zugang zu exzellenter Forschung, sondern auch die Möglichkeit, sich international zu vernetzen und ihre Karriere gezielt weiterzuentwickeln. „Die hohe fachliche Qualität der Beiträge und die lebendige Atmosphäre haben gezeigt, wie viel Potenzial in der jungen Forschungsgemeinschaft steckt. Die Veranstaltung war nicht nur ein wissenschaftlicher Erfolg, sondern auch ein menschlich inspirierendes Erlebnis“, resümiert Organisatorin Dr. Leonie Herrmann, Projektmanagerin DZD NEXT und HeaDS beim DZD.
Die nächste DZD International Diabetes Research School findet im kommenden Jahr im Vorfeld der EASD Jahrestagung 2026 in Mailand, Italien, statt. Auch dort sind wieder engagierte Nachwuchsforschende eingeladen, gemeinsam mit Expert*innen die Herausforderungen und Chancen dieses wichtigen Forschungsfeldes zu diskutieren.
| Mehr über die DZD Research School erfahren Informationen zu vergangenen und zukünftigen DZD Diabetes Research Schools, zu DZD NEXT, Reisestipendien und sonstigen Weiterbildungsaktivitäten: www.dzd-ev.de/karriere/im-fokus-unser-wissenschaftlicher-nachwuchs |
Dr. Leonie Herrmann/DZD