Ran ans Fett
Berlin. Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung ist ein stiller Begleiter des Typ-2-Diabetes, bis zu 80 % der Betroffenen leiden darunter. Ein Zusatznutzen der Antidiabetika für die Leber wäre daher hochwillkommen.
Bei einem Typ-2-Diabetes muss man nicht nur mit einem fünffach erhöhten Risiko einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung, kurz NAFLD, rechnen. Einmal betroffen, schreitet sie auch rascher zu der gefährlicheren Fibrose, Zirrhose bzw. zum Leberzellkarzinom fort als bei Personen ohne Stoffwechselstörung. Von kardiovaskulären Leiden und mikrovaskulären Diabeteskomplikationen wie Nephropathie und Retinopathie ganz zu schweigen. Entsprechend liegt auch die Mortalität bei den Betroffenen deutlich höher. „Man tut also gut daran, der zunehmenden Leberverfettung frühzeitig entgegenzuwirken“, betonte Dr. Sabine Kahl vom Deutschen Diabeteszentrum in Düsseldorf.
Bei Adipositas bietet sich – natürlich – eine Gewichtsreduktion als Mittel der ersten Wahl an. Purzeln 5–10 % des Körpergewichts, lässt sich häufig auch das Risiko für bzw. das Voranschreiten einer bestehenden nicht-alkoholischen Fettleberhepatitis (NASH), Steatose oder Fibrose mindern. Leider kommt nur etwa jeder Zehnte zu diesem Ziel und das dann meist nur temporär.
Ein Drittel weniger Leberfett nach Empagliflozintherapie
Was können Antidiabetika im Kampf gegen die NAFLD beitragen? Für den „Alleskönner“ Metformin ließ sich bisher kein positiver Effekt nachweisen, erklärte die Referentin. Belegt sind Verbesserungen der Leberhistologie für Pioglitazon und Liraglutid/Semaglutid, unabhängig vom Vorliegen eines Diabetes.
Mehr versprechen darf man sich wohl von SGLT2-Hemmern. Wie GLP1-Rezeptoragonisten auch können sie die Gewichtsabnahme unterstützen. In einer Untersuchung registrierten Forschende bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und NAFLD unter der täglichen Einnahme von 25 mg Empagliflozin über 24 Wochen eine deutlich Reduktion des Leberfettgehaltes um 34 % inklusive einer Gewichtsabnahme von 3 %. HbA1c-Wert sowie Insulinsensitivität unterschieden sich nicht gegenüber Placebo, allerdings fiel in der Empagliflozingruppe eine signifikante Abnahme der Harnsäure (-25 % vs. -2 %) sowie eine Zunahme von Adiponektin auf (+26 % vs. -7 %).
Diese Faktoren könnten über die Mechanismen geringere Entzündungen, oxidativer Stress und vermehrte Lipidoxidation eine Rolle bei den positiven Auswirkungen auf die Leber spielen, erklärte die Diabetologin.
Auch für andere SGLT2-Inhibitoren ließ sich ein Benefit in puncto Rückgang der Steatose und verbesserter Leberhistologie erkennen. „Es könnte aber sein, dass das volle Potenzial der Substanzgruppe nicht ausgenutzt wird, da es als Gegenregulation zu einer erhöhten Kalorienaufnahme und vermehrten Glukagonausschüttung kommen kann“, räumte Dr. Kahl ein. Die Kombination mit Inkretinrezeptoragonisten erschien daher sinnvoll.
Unterschiedliche Ergebnisse in den großen Studien
In der DURATION-8-Studie fand man unter der Kombination Dapagliflozin/Exenatide eine deutlich stärkere Reduktion des Fettleber-Index, des NAFLD-Fibrose-Scores sowie des Fibrose-4-Index (FIB-4) als unter den Einzelsubstanzen. In EXTENDA wiederum ließ sich für die gleiche Kombination kein Zusatznutzen hinsichtlich der Leberverfettung nachweisen. Dies könnte an der überraschend hohen Gewichtsabnahme unter der Dapagliflozin-Monotherapie gelegen haben, so die Referentin.
Das Deutsche Diabeteszentrum hat mit COMBAT T2 NASH eine weitere dreiarmige Studie initiiert, in der 10 mg/d Empagliflozin mit Empagliflozin (10 mg/d) plus Semaglutid (1 mg/w) und Placebo verglichen wird. Die Studie soll über 48 Wochen laufen und umfasst histologische Untersuchungen nach einer Leberbiopsie. Erste Ergebnisse werden 2024 erwartet, so Dr. Kahl.
Maria Weiß
Diabetes Kongress 2021