GestDiab-Daten retten Geburtszentrum
GUMMESBACH. „Eine Schließung des Perinatalzentrums im Kreiskrankenhaus Gummersbach lehnen wir entschieden ab!“ Gegen eine Schließung der Einrichtung zur Versorgung von Schwangeren, Früh- und Neugeborenen haben sich Schwerpunktpraxen im Oberbergischen Kreis (Nord-rhein-Westfalen) gewehrt. Mit Erfolg: Das Zentrum bleibt. Wie das gelang? Mit Daten aus dem GestDiab-Register.

Fast wäre die Perinatalversorgung im Oberbergischen Kreis unter die Räder der Krankenhausreform gekommen: Das Zentrum am Krankenhaus in Gummersbach, das zum Klinikum Oberberg gehört, wies die geforderten 25 Schwerstfälle pro Jahr nicht auf. Nur weil die vier oberbergischen Diabetologischen Schwerpunktpraxen (DSP) zusammenhielten und zeitnah die Versorgungslage und den Bedarf für Patientinnen mit Gestationsdiabetes durch aktuelle GestDiab-Daten gegenüber dem Gesundheitsministerium glaubhaft darstellten, war es möglich, das Perinatalzentrum zu retten: Die Landesregierung hat den Erhalt beschlossen.
„Ich habe es noch nie erlebt, dass Ärzt*innen so an einem Strang zogen“, sagt einer der Initiatoren der Gemeinschaftsaktion, Michael Naudorf vom Diabetes Zentrum Lindlar, einem Diabetes Exzellenzzentrum DDG. Aus dem Ministerium habe es „klare Hinweise gegeben, welche Abteilung geschlossen wird“, erklärt er. Gegen diese Pläne wehrten sich die Diabetolog*innen aus dem Kreis mit einer Stellungnahme zum Erhalt des Zentrums und Zahlen aus dem GestDiab-Register. „Dass wir so kurzfristig Daten liefern konnten, die sich auf die Lokalität im Oberbergischen Kreis bezogen, wurde vom Gesundheitsausschuss sehr positiv aufgenommen“, so Naudorf.
Zum nächsten Perinatalzentrum braucht man bis zu drei Stunden
In ihrer Stellungnahme betonen die DSP, dass es „zur leitliniengerechten und umfassenden Betreuung“ von Schwangeren mit Gestationsdiabetes sowie Typ-1- oder Typ-2-Diabetes „medizinisch zwingend notwendig“ sei, auf Kreisebene ein Perinatalzentrum des Levels 3 vorzuhalten. Jährlich versorgen die DSP knapp 270 schwangere Frauen mit Diabetes; etwa 30 bis 40 % von ihnen brauchen Insulin. Laut einem G-BA-Beschluss zur Änderung der Qualitätssicherungs-Richtlinie Früh- und Reifgeborene sollen diese Frauen in einem Perinatalzentrum entbinden. Das geben auch die nationalen und internationalen Leitlinien zur Behandlung von Gestationsdiabetes vor: Diese Patientinnen sollten ihr Kind nur in gynäkologischen Einheiten mit angeschlossenem Perinatalzentrum (Level 3) zur Welt bringen, denn bei ihnen treten mehr Schwangerschafts- und geburtshilfliche Komplikationen auf (z. B. Hypoglykämien des Kindes nach der Entbindung, „Small Babys” und „Big Babys” sowie Fehlbildungen, häufig auch Frühgeburten).
Im näheren Umkreis des Kreiskrankenhauses gibt es keine weiteren Perinatalzentren; zu den Zentren in Lüdenscheid oder Köln-Mehrheim braucht man im Berufsverkehr bis zu drei Stunden, weiß der Diabetologe, und in Geburtssituationen könnten die Rettungsteams nicht schnell fahren. Die Registerteilnahme der Kolleg*innen hätte dazu geführt, dass „Strukturen vor Ort erhalten bleiben konnten“, freut sich Dr. Matthias Kaltheuner von winDiab, dem Wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Diabetologen. „Das zeigt: Register sind kein Selbstzweck. Sie dienen dem Erhalt der Versorgung.“
Angela Monecke